Artikel vom 13.05.2013

GESUNDHEIT / Die Macht der Berührung - Heilen mit Händen liegt im Trend: Sanfte Methoden von Shiatsu bis Chiropraktik

Shiatsu Meridiane massieren

Shiatsu ist eine Massagetechnik , die in ihrer Heimat Japan seit 1952 offiziell als Heilmethode anerkannt ist. Der Name bedeutet Fingerdruck. Die Methode basiert - ähnlich wie die Akupunktur - auf den Theorien der traditionellen chinesischen Medizin (TCM), also etwa der Vorstellung von unsichtbaren Energiebahnen, die unseren Körper durchziehen. Für westliche Patienten klingt Shiatsu deshalb oft befremdlich.

So soll es wirken:
"Im Shiatsu geht man davon aus, dass alles eine bestimmte Energiequalität hat", sagt die Kölner Shiatsu-Therapeutin Renate Schreinecke. Die TCM teilt diese Energiequalitäten in die fünf Elemente Feuer, Wasser, Metall, Holz und Wasser ein. Jedem dieser Elemente sind bestimmte Meridiane zugeordnet - Energiebahnen, durch welche laut TCM die Lebensenergie Chi (sprich: Tschi) im Körper zirkuliert. "Wenn diese Bahnen, etwa aus Stressgründen, an einer Stelle verstopfen, kann das Chi nicht mehr richtig fließen", sagt Schreinecke. Ist an einer Stelle zu viel, an anderer zu wenig Energie da, können Krankheiten entstehen. Im Shiatsu wird versucht, mit Massage den Energiefluss wieder zu harmonisieren.

Die Diagnose erfolgt meist nach einem Gespräch und dem Betasten des Bauchs. Verhärtungen oder weiche Stellen im Bauchraum werden anschließend bestim- mten Meridianen zugeordnet: etwa dem Blasenmeridian, über dessen Massage sich das vegetative Nervensystem beeinflussen lassen soll. Anders als bei der Akupunktur oder der Akupressur, bei der nur bestimmte Punkte mit Nadeln oder Druck behandelt werden, wird im Shiatsu ein betroffener Meridian in seiner ganzer Länge - also von Kopf bis Fuß - massiert.

Hilft bei:
"Was Shiatsu am besten kann, ist Menschen in einen Entspannungszustand zu versetzen", sagt Schreinecke.
Stressbedingte Probleme wie Schlafstörungen oder Tinnitus seien häufige Gründe für Shiatsu-Sitzungen. Bei der Therapie von Krankheiten könne die Technik unterstützend wirken.

Das sagt die Forschung:
Die Existenz der Energiebahnen, in denen das Chi fließt, konnte nie wissenschaftlich belegt werden. Shiatsu-Sitzungen werden von gesetzlichen Krankenkassen nicht gezahlt. Allerdings haben einzelne Studien durchaus einen positiven Effekt der Massagetechnik gezeigt: So haben Mediziner der Universität Leeds 2010 europaweit mehr als 900 Patienten auf die Auswirkungen von Shiatsu untersucht. Ihr Fazit war positiv. Als kurzfristige Folge äußerten demnach viele Probanden Empfindungen wie die, "wieder mehr Energie zu haben", oder "dass Blockaden gelöst wurden".

Zu den meistgenannten Wirkungen sechs Monate später zählte der Rückgang von Stresssymptomen. Auch eine Überblicksstudie zu den Wirkungen der - Shiatsu ähnlichen - Akupressur von der Universität Kaohsiung in Taiwan zeigte positive Folgen der Meridian-Massage: "Es konnte gezeigt werden, dass Akupressur wirksam eine Reihe von Schmerzen lindern kann", heißt es in der 2013 erschienenen Studie.

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